Wir wollen doch alle, daß die Gräuel des Nationalsozialismus nie wieder passieren. Doch was bedeutet das eigentlich genau? Was lernen wir wirklich aus der Geschichte?
Das Massensterben wollen wir offenbar nicht beenden. Seit Jahrzehnten verhungert alle paar Sekunden ein Kind. Gleichzeitig wird die Hälfte aller Lebensmittel weggeschmissen. Und während der Welthunger stetig wächst, steigt umso rasanter der Anteil an Ernte, die wir für unseren unstillbaren Energiehunger vergasen. Haben wir nur dazugelernt, indirekter zu töten und die Energie der Verbrennungsöfen besser für Fernwärme zu nutzen?
Ein anderes Gräuel von damals, Massenvertreibungen & Massenflucht, hat sich auch nur äußerlich ein wenig aber überhaupt nicht in ihren schrecklichen Ausmaßen und schon gar nicht in ihrer persönlichen Katastrophalität verändert. Und wieder schauen wir weg, halten scheinheilige Gedenkveranstaltungen, denunzieren & kriminalisieren die Fluchthelfer als Schlepper und streiten über Aufnahmequoten im Promillebereich, als vertrügen wir mehr Alkohol als Asylsuchende.
Am traurigsten bei der derzeit wieder beliebten Exploitation des Ausländer-Feindbildes ist jedoch, daß so gar nicht über die Ursachen von Flucht und unsere eigene Verantwortung gesprochen wird. In unserer Egozentrik sehen wir Flüchtlinge wie zechprellende Touristen. Tatsächlich müssen diese Menschen ihr Zuhause, ihre Familie, ihre Heimat, ihre Freunde, ihr ganzes bisheriges Leben oft deshalb verlassen, weil wir ihre Länder zerstören.
Seit Jahrzehnten wird davor gewarnt, daß unsere Ausbeutung unweigerlich zu Völkerwanderungen führen muß. Fällt uns wirklich nichts anderes dazu ein, als die Grenzen dicht zu machen? Das ist auch schade für uns selber, weil wir uns damit der Freuden des Helfens berauben. Mehr über diese Freuden ist z.B. im ersten Teil meiner Dokumentation über ein Flüchtlings-Hilfsprojekt zu sehen:
Wir oder unsere Vorfahren waren alle mal Flüchtlinge. Viele verdrängen das. Manche quälen sich deshalb ein Leben lang mit Rachegedanken. Aber manche wollen die Hilfe, die sie selber irgendwann erlebt haben, weiterschenken und deshalb auch anderen helfen. Mehr dazu im zweiten Teil:
Und Du?
Willst Du Dich lieber verkriechen?
Willst Du Dich in Deinem Luxus verschanzen, einbunkern und verdrängen, daß das alles eigentlich in schöngefärbten, outgesourcten, PR-optimierten Beutezügen gestohlen wurde, daß deshalb Menschen hungern, leiden, sterben oder eben flüchten mußten?
Willst Du die Menschenrechte lieber wieder abschaffen, einschränken, relativieren?
Willst Du Dir einreden, daß Du ja eh nichts ändern kannst?
Oder willst Du Verantwortung für Dein Leben übernehmen?
Was tust Du, um Flucht zu verhindern?