Die Integration des Bösen

„Wer die Menschen behandelt, wie sie sind, macht sie schlechter.
Wer sie aber behandelt, wie sie sein könnten, macht sie besser.“
Goethe

Wie Ausgrenzung & Dämonisierung genau das fördert, was wir bekämpfen wollen, haben wir schon öfters erläutert. Beim positiven Gegenteil, der Integration denken wir selten daran, sie auch denjenigen zu gewähren, die sie am lautesten fordern.
Gerade deshalb wäre ja auch ein Flakturm oder ein ähnlich historisch brisantes Gebäude für die sensible Nutzung zur positiven Vergangenheitsbewältigung so gut geeignet, weil diese auch für kiegsfaszinierte oder gar rechtsaffine Menschen attraktive Architektur die Gefahr verringert, daß noch ein Integrationsprojekt wieder nur im eigenen Saft schmort.
Und gerade im Augarten, der durch eine hohe Durchmischung & bewundernswerte Eintracht unterschiedlichster Ethnien, Kulturen, Gesellschaftsschichten glänzt, und in der bemerkenswert selbstverantwortlichen Bevölkerung des 2. Bezirks findet sich die ideale Nachbarschaft für dieses integrative Vorreiterprojekt.

Doch zurück zu Ausgrenzung & Dämonisierung. Auch z.B. in der Parteipolitik bewirkt diese bei der FPÖ seit Jahrzehnten genau das Gegenteil des Erwünschten. Dies auch weil damit immer mehr Wähler, Meinungen, Anliegen und Ängste ignoriert werden, die sich deshalb unvermeidbar immer heftiger Luft machen müssen.
Warum die Grünen schon länger so wenig vom rot-schwarzen Niedergang profitieren, mag unter anderem auch an der fehlenden Integrität in Bezug auf Toleranz gegenüber Andersdenkenden oder gar Integration derjenigen liegen.
Erste bürgerliche Querdenker erkennen schon, daß eine Überwindung der Furcht vor der FPÖ tatsächlich allen Seiten nützen und so vielleicht sogar „der Gordische Knoten des Stillstandes in Österreich nachhaltig gelöst werden“ könnte. Nur die vermeintlich toleranten Grünen setzen weiterhin stur auf Ausgrenzung.

Doch warum ist uns Exklusion so wichtig? Warum lernen wir nicht wirklich aus der Geschichte sondern ändern nur die Vorzeichen bei den selben alten, destruktiven Mustern?
Haben wir Angst, unseren eigenen Standpunkte im reflektierten, konstruktiven Austausch mit Andersdenkenden zu verlieren?
Brauchen wir Ausgrenzung so unbedingt, um uns selber zu definieren?
Wagen wir nicht, diese Projektionsflächen durch konstruktivere weil konsensuelle zu ersetzen?
Oder ist uns die Auseinandersetzung & (Selbst-)Reflexion einfach zu anstrengend, wollen wir lieber verjagen, vernichten, vergasen, was uns nicht gefällt?
Wir wissen: Frieden finden wir nur, wenn wir eigene Feindbilder hinterfragen.
Laßt uns bei uns selber beginnen !)

EDIT: Ein bemerkenswert konstruktiver Beitrag von Elisabeth Gräf im Standard listet einige Ansätze auf, wie den Ängsten begegnet werden könnte, die Menschen dazu bewegt, rechts zu wählen.

Noch ein EDIT:
Es ist eigentlich nicht verwunderlich aber doch traurig, wie sehr ich seit der Veröffentlichung dieses Beitrags beschimpft wurde. Wir denken offenbar alle noch viel zu sehr, wer nicht für uns ist, sei gegen uns. Aber was ich nicht nachvollziehen kann, muß deshalb nicht gleich Schwachsinn sein.
Überlegen wir doch mal, was das beim Gegenüber bewirkt!
Wenn Protestwähler im öffentlichen Diskurs alle zu Nazis abgestempelt werden, sinkt bei diesen die Hemmschwelle, tatsächlich rechte Ideologien anzunehmen. Das ist genau das gleiche Muster, wie wir es schon beim Terrorismus erörterten.
Wenn wir also nur warnen oder gar wütend schimpfen ohne ursächlich-konstruktiven Veränderungen, erzeugen wir selbsterfüllende Prophezeihungen.
Wichtig ist vor allem Selbstreflexion.
Was bedeutet für uns Meinungsfreiheit?
Suchen wir nur Schuldige oder Lösungen?

Integration & Zusammenarbeit bedeutet eben nicht den eigenen Standpunkt aufgeben und schon gar nicht, Ausländerfeindlichkeit salonfähig zu machen, oder menschenrechtsverletzende Realpolitik zu betreiben. Ebensowenig, wie ich einen Turban tragen oder mich schwarz anmalen muß, um Flüchtlinge aufzunehmen, muß ich im Gespräch mit Rechten deren populistische Hetze mitmachen oder gar daraus Profit schlagen. Das hat nichts mit Integration zu tun.
Integration bedeutet zuerst mal, meine eigenen Vorurteile & Feindbilder zu hinterfragen. Was will ich eigentlich wirklich bekämpfen und warum? Was ist mein Problem damit? Und was will ich fördern?
Integration bedeutet Empathie, gemeinsame Interessen & Ziele finden, Unterschiede als Chancen sehen.
Und eigentlich kann es mir auch recht sein, daß sich jemand damit profilieren oder seine Heimat verteidigen möchte, wenn wir deshalb gemeinsam die Ursachen für Migration erkunden und konkret daran arbeiten, daß immer weniger Menschen flüchten müssen.

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