Kaum ein Begriff wird derzeit so gerne für viele verschiedene, selten konstruktive, oft kommerzielle und leider auch viel zu oft menschenrechtsverletzende Zwecke genutzt wie der Terrorismus. Dabei wird gerade durch Menschenrechtsverletzungen Terror gefördert. Doch wie sehr sind auch wir selber persönlich für Terrostisten verantwortlich?
Auch wenn meistens nur unterdrückte politische Oppositionen, die zu Gewalt greifen, als Terroristen bezeichnet werden, so bedeutet der Begriff eigentlich Schreckensherrschaft, eine ursprünglich dem Staat zugeschriebene Macht durch Angst. Wenn also in einem Land, in dem eigentlich tatsächlich kaum Anschläge passieren, gezielt Angst geschürt wird, sind dies terroristische Strategien, die Medien, Politiker, Versicherungen und die Sicherheitsindustrie nutzen & betreiben und damit nicht nur im jungschen Sinne sondern auch durch die übertriebene Aufmerksamkeit wirkliche Gefahren schaffen. Und deshalb sind auch wir beteiligt, indem wir solche Medien, Politiker, Finanzinstitute usw. unterstützen.
Für den Friedensturm ist dieser Bedeutungswandel besonders interessant, weil Terrorismus ähnlich dem Nationalsozialismus immer mehr die historische Funktion des Teufels als Inbegriff alles Bösen, als viel zu wenig reflektierte Projektionsfläche und oft auch als unkonstruktives Totschlagargument übernimmt. Wenn wir also nicht nur seine Bekämpfung instrumentalisieren sondern ihn wirklich verhindern wollen, kann es vielleicht hilfreich sein, im Sinne des Friedensturms sein positives Gegenteil zu fördern.
Doch zuerst überlegen wir noch weiter, wie wir selber Terrorismus fördern.
Wer bezahlt diese Terroristen eigentlich? Woher haben diese berüchtigten „Schurkenstaaten“ das nötige Geld? Tatsächlich sind die eigentlichen Drahtzieher unsere Energielieferanten. Wir selber bezahlen das Öl und damit die Waffen. Oder wir kaufen die Waren, die mithilfe des Öls oder der darin enthaltenen Energie hergestellt & transportiert wurden. Der Ölmarkt, der Warenmarkt, der Energiemarkt sind global & verflechtet. Terrorbekämpfung bedeutet also äußerst konsequentes Energiesparen, wirklich kritischen Konsum, möglichst freeganes Leben.
Und schließlich stellt sich gerade diese Tage die Frage, warum Menschen zu Terroristen werden. Immer öfter zeigt sich, daß das nicht nur Leute von weit weg sind, die wir einfach aussperren können. Gerade diese Ausgrenzung förderte die Neigung zu Terrorismus in unseren eigenen Reihen. Jahrzehntelang wurden Milliarden Menschen aufgrund ihres eigentlich friedlichen Glaubens (eigentlich vielmehr aufgrund ihrer fremden Kultur) zu Terroristen gestempelt. Wer mit diesem Vorwurf aufwächst, immer wieder stur nur damit identifiziert wird, identifiziert sich irgendwann auch selber damit. Auch damit schaffen wir uns unsere Terroristen selber, so lange wir unsere Vorurteile & Feindbilder nicht hinterfragen.
Anders formuliert: Die Doppelbotschaft geforderter aber gleichzeitig verwehrter Integration erzeugt Frust und Gewaltbereitschaft. Wer sich mit uns identifiziert, wird schwerlich unser Feind sein. Aber wenn wir anderen sagen, sie müssen sich eingliedern, werden aber sowieso nie zu uns gehören können, dann werden die uns klarerweise hassen. Ein friedliches Miteinander kann nur funktionieren, wenn wir selber die anderen integrieren, wertschätzen, an unserer Gemeinschaft teilhaben und zu einem von uns werden lassen. Klar geht das nicht von heute auf morgen. Die Wunden langer Ausgrenzung brauchen auch lange zu heilen. Aber die Alternative ist ein Leben in Angst & Verdrängung. Da bin ich lieber für Integration.
Und zuletzt wollen wir noch einen Blick auf unsere Helden werfen. Wir sollen doch alle aus unserem Leben etwas machen, wollen alle etwas Besonderes sein, uns gegen Unterdrückung auflehnen. Doch die in Filmen gezeigten Helden sind fade, Antihelden viel interessanter. Wir haben tausende Filme von Mördern gesehen und dürfen irl nicht einmal an Bäume pinkeln. Wir machen nicht einfach Urlaub, wir wollen etwas erleben. Action, Abenteuer … da ist Amoklauf & Kriegsurlaub nur eine logische Weiterentwicklung.
Wir wissen, daß Träume der Anfang jeder Realität sind. Wovon wollen wir also träumen?
Wollen wir statt unrealistischen Helden ebenso unrealistische Antihelden vergöttern? Oder wollen wir realistische Wege finden, so zu werden, wie wir eigentlich sein wollen, unsere Welt so gestalten, daß sie lebenswert ist, daß Kriege & Terror möglichst nicht notwendig und auch nicht attraktiv sind? Ja, Zynismus und Festhalten an alten Mustern & Feindbildern ist einfacher.
Doch genau so wird Terrorismus unterstützt.
Ich helfe lieber Menschen, in Frieden mit sich & anderen zu leben.