Des Schlummers stiller Segen
(Die Galerie geht in einem neuen Fenster auf.)
Allgemeines zum konstruktiven Umgang mit der Vergänglichkeit des Lebens,
zum Reiz düsterer Ästhetik und zur Faszination des Makabren ist in
der Beschriebung der Diskussionsrunde "BlutLust"
nachzulesen.
Ebenso wie viele andere Tabuthemen, faszinierte mich auch immer wieder alles
Morbide. Nur reichte es mir nie, lediglich düstere Musik oder gruselige
Filme zu konsumieren. Ich wollte mich kreativ damit auseinandersetzen.
Bei einem Ausflug ins Kriminalhistorische Museum der Stadt Wien sah ich das
Photo eines verstorbenen Jungen, das fast aussah, als würde er friedlich
schlafen. Das Bild war etwas unheimlich, doch da war auch noch etwas anderes.
Eine geheimnisvolle Schönheit ging von diesem alten Photo aus.
Ich recherchierte und entdeckte eine alte Tradition von Portraitaufnahmen Verstorbener,
die alle diesen unheimlichen Reiz ausstrahlten.
Was war das Faszinierende an diesen Photos?
War es nur, weil man als Betrachter wußte, daß die Abgelichteten
tot waren?
Konnte man ebensolche Bilder auch von Lebenden machen?
Im Projekt "Des Schlummers Stiller Segen" wagte ich diese Herausforderung.
Ich wollte dabei keine "Fake-Totenbilder" mit viel Schminke und Tomatensauce machen sondern vielmehr deren Frieden & Geborgenheit einfangen. Mangelnde technische Möglichkeiten (ich hatte z.B. nur eine Videolampe vom Sperrmüll) versuchte ich dabei durch therapeutische Erfahrung (sorgsame Tiefenentspannung) auszugleichen. Die Ästhetik alter Photos sollte dezent nachgeahmt werden.Die schlaffen Gesichter vor schwarzem Grund offenbarten sich als gute Gelegenheit, Emotionen & Charakterzüge durch gezielte Lichtführung und Perspektive darzustellen.
Auch wenn die Bestattung Wien inzwischen wieder vermehrt Totenbilder und seit neuestem auch Totenmasken herstellt, konnte ich leider diese Möglichkeit zwar noch nicht nutzen, vielschichtige Persönlichkeiten auch in toten Menschen ethisch & ästhetisch zu beleuchten, bei der Portraitierung alter Feuchtpräparate im Projekt "Drei Kinder" erwiesen sich meine gesammelten Erfahrungen jedoch als sehr hilfreich.
Als sich zufällig die Gelegenheit
ergab, einige meiner Bilder in derAusstellung "exitus."
im Künstlerhaus zu zeigen, war das eine gute Gelegenheit, die Wirkung dieser
mit jenen von tatsächlich Verstorbenen zu vergleichen. Passenderweise wurden
meine Photos ohne jegliche Begleitinformation den faszinierend lebendigen Aufnahmen
von Rudolf Schäfer gegenübergestellt. Meine Bilder wurden demzufolge
von den Besuchern als tatsächliche Totenbilder gesehen. Und es zeigte sich
wiedereinmal, daß die Faszination von Bilder großteils auf Interpretationen
& Assoziatonen und nur wenig auf tatsächlich Gezeigtem beruht.
Auch diese (eigentlich eh schon alte) Erkenntnis wird in folgenden Projekten
weiterverfolgt.
(Alle meine Photos sind auf Anfrage hochauflösend (2048x1536) erhältlich.)