Warum BlutLust?

Mord & Totschlag dominieren unser Leben. Allabendlich sehen wir uns Filme über blutrünstige Killer an. Es gibt kaum ein Thema, mit dem wir so viel Zeit verbringen. Doch setzen wir uns je bewußt damit auseinander? Düstere Themen & unheimliche Ästhetik sind modern geworden. Halloweenartikel-Hersteller versuchen ebenso wie die Musik-, Film- und Kleidungsindustrie unseren Hunger nach Grusel & Morbidem zu nutzen.
Ähnlich wie in der Auseinandersetzung mit Sadomasochismus drängt die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit an den Rand eines Tabus. Doch wie immer in der Konfrontation mit Grenzbereichen werden die Grenzen nicht aufgeweicht, sondern um so schärfer gezogen. Der Attraktivität von Blut wird in immer maßloseren Filmen gefrönt, doch wer sich zuviel mit dem Tod beschäftigt oder gar reales Blut mag wird als widerwärtig & krank abgestempelt. Auf Provinzzeitschriften prangt die Überschrift "Angst! - Warum wir sie lieben?", doch die Frage wird nicht beantwortet.
BlutLust will sich gezielt mit dieser Frage auseinandersetzen. Auf die "Abgründe" der menschlichen Seele, die verborgenen Phantasien und verbotenen Träume soll ebenso ein Blick geworfen werden wie auf Mythen, Fabelwesen und böse Buben. Dabei wird erkundet, auf welche Art und Weise sie Einfluß auf unser Leben nehmen, und versucht, den Geheimnissen des erotischen Reizes am Gruseln auf die Spur zu kommen.
Bei den regelmäßigen Zusammenkünften werden verschiedene Themen, von Vampirismus, Werwölfen und Satanismus bis zu morbiden Liedern, Texten und Bildern diskutiert. Manchmal nehmen Gäste, wie Photographen, Fremdenführer, Cutting-Spezialisten oder Exorzisten an den Abenden teil. Und zwischendurch besuchen wir gemeinsam unheimliche Ausstellungen oder spazieren zu horriblen Orten Wiens.
Aber warum das alles?
Weil es reizvoll ist, sich mit gruseligen Themen zu beschäftigen, und eine Herausforderung, Tabus  konstruktiv zu hinterfragen.
Wenn Menschen vom "Bösen" sprechen, so projizieren sie meistens all die eigenen Anteile hinein, mit denen sie selber nicht klar kommen können. Eine gezielte Beschäftigung mit den eigenen Bildern vom Bösen, mit den eigenen Ängsten & Tabus, bedeutet also auch eine immer bewußtere Auseinandersetzung mit eben diesen Teilen von sich selbst. So kann auch immer besser gelernt werden, mit diesen Anteilen, die irgendwo verschüttet in jedem von uns stecken, umzugehen.
Und so kann auf gesunde, sichere, einvernehmliche und vor allem immer vielseitigere und lustvollere Weise der Reiz des Gruselns gelebt & genossen werden.

 

Wie BlutLust entstand

Bei den Vorbereitungen zu einem Themenabend über „horrible Lust“ im November 2003 entdeckten die Beteiligten, daß dieses Themengebiet viel zu groß & viel zu spannend für einen Abend sei. Nachdem ich im Herbst davor das regelmäßige Grufti-Picknick abgeben und somit wieder zeitliche Ressourcen hatte, wurde beschlossen, monatliche Zusammenkünfte zu veranstalten, in denen die Abgründe der menschlichen Seele, die verborgenen Phantasien und verbotenen Träume beleuchtet werden sollen. Dabei wurde erkundet, auf welche Art und Weise sie Einfluß auf unser Leben nehmen, um den Geheimnissen des erotischen Reizes am Gruseln auf die Spur zu kommen. Als Name wurde ein Wort gewählt, daß ebenso der erotischen Lust am Gruseln & morbider Ästhetik als auch dem Durst nach Blut & gelebter horribler Erotik entsprach: Eben „BlutLust“!
Nach allgemeinen Themen, wie Vampirismus, Werwölfen, Satanismus, morbiden Liedern, Texten & Bildern widmeten sich die Abende im Laufe der Zeit immer spezifischeren Fragen wie: Welche Gestalten suchten uns in unserer Kindheit heim? Warum übt Blut einen so großen Reiz auf so viele Menschen aus? Was hat es mit Besessenheit, Kannibalismus,, Nekrophilie, Sex mit Geistern oder der Faszination der Dunkelheit auf sich? Was sind unsere Lieblingsbösewichte, welche unsere düsteren Lieblingsplätze in Wien und sonstwo? Was haben Hexen & Jungfrauen gemein? Von welcher Verschwörung wollen uns die vielen Verschwörungstheorien ablenken? Und wie kreiere ich meine eigene?

Immer wieder nahmen Gäste an Diskussionen zu den spezifischen Themen teil, darunter Photographen, die sich mit horribler Erotik beschäftigten, Fremdenführer, die ein Faible für morbide Orte in Wien hatten, Cutting-Spezialisten und sogar ein ehemaliger Exorzist . Einige davon wurden Teil der düster-bunten BlutLust-Familie. Gemeinsam besuchten wir Ausstellungen, die sich mit den Grenzbereichen des Unheimlichen beschäftigen, oder spazierten zu horriblen Orten Wiens. Im Laufe der Zeit entstanden aus BlutLust weitere Initiativen wie Tanz- und Filmabende, Grillfeste, Ex catheda, die Société absurde des Grand Seigneurs  usw.
Aufgrund persönlicher Gründe mußte ich mich im Winter 2006 von diesem Projekt verabschieden. Seither ist der spezieller Schwerpunkt von BlutLust, hinter die Geschichten zu sehen, klarerweise etwas verlorengegangen. Es sind jedoch weiterhin unterhaltsame & informative Abende. Nähere Informationen über aktuelle Veranstaltungen sind auf der alten Seite von BlutLust einzusehen.