Konzept einer Präventions-Kampagne
gegen sexuellen Mißbrauch und Gewalt
durch Therapiemotivation
der potentiellen Täter

Anfang 2002 kontaktierte mich ein Kollege, der den in diesem Jahr in Wien stattgefundenen Kongreß der IATSO (International Association for the Treatment of Sexual Offenders) organisierte, mit der Mitteilung, daß im Rahmes des Kongresses ein Wettbewerb über Ideen & Konzepte zur Prävention von sexuellem Mißbrauch & Gewalt durch Therapiemotivation der potentiellen Täter stattfinden soll. Da er mein therapeutisches Engagement kannte und auch von meinem filmischen Interesse und meinen künstlerischen Begabungen wußte, regte er mich an, doch auch einen Beitrag zu diesem Wettbewerb zu liefern.
Nach langer & intensiver Beschäftigung mit der speziellen Problematik dieser Kampagne, wurde mir bewußt, daß die Hauptschwierigkeit eindeutig die Verdrängungstendenz der potentiellen Täter ist. Diese wird durch alleinige Konfrontation oder gar Dämonisierung nur verstärkt. Alle Bilder, Aussagen, Aktionen einer Erfolgreichen Kampagne mußten deshalb dahingehend überprüft werden, ob sie dieser Verdrängungstendenz entgegenkommen oder sie gar fördern.
Persönliche, emotionale Beweggründe mußten immer wieder hinterfragt werden, sonst konnten keine produktiven Beiträge geleistet werden. Auch ich spürte zeitweise Wut und Abscheu gegenüber den (potentiellen) Tätern. Professionelles Arbeiten heißt jedoch, diese Wut anders zu nutzen als durch abwertende Vorwürfe.
Nach exzessivem Austausch mit therapeutischen und nichttherapeutischen Kollegen & Freunden, entwickelte ich dann das u.a. Konzept. Um die Chancen einer Realisierung zu steigern, kontaktierte ich daraufhin verschiedenste Einrichtungen der Täter- & Opferarbeit. Mit einigen ergab sich ein reger Austausch, von anderen kamen eher Vorurteile & Herabsetzungen. Viele meinten, die Ziele dieser Kampagne seien sowieso unerreichbar, andere waren getrieben von einem Haß auf die Täter und verwechselten dabei die Grausamkeit des sexuellen Mißbrauchs mit der gar nicht so seltenen Neigung zur Pädophilie.
Von politischer Seite wollte selbstverständlich niemand für diese Thematik zuständig sein. Eine Auseinandersetzung mit Pädophilie, die sich nicht auf Distanzieren & Dämonisieren beschränkt, paßt nicht in die kurzfristig-wahlorientierte Strategie der meisten Politiker. Dementsprechend gewann den Wettbewerb auch eine politisch einfach zu unterstützende amerikanische Kampagne, die der Zielsetzung entsprach, der Etablierung Sexueller Gewalt als Kavaliersdelikt entgegenzuwirken, jedoch den vorgegebenen Zielen der Wettbewerbsausschreibung eindeutig entgegenwirkte.
Auch ein später gegründeter Arbeitskreis zur Umsetzung der gesammelten Ideen & Konzepte scheiterte an den widersprüchlichen Zielen der Teilnehmer. Es wurden Vorgehensweisen favorisiert, die eine weitere Tabuisierung und Dämonisierung verstärken und damit eine Verminderung der Bereitschaft der potentiellen Täter, sich der eigenen Neigungen zu Mißbrauch und Gewalt bewußt zu werden und eine Behandlung zu suchen, nach sich ziehen. Da dies natürlich nicht zielführend sein konnte, verliefen sich die Bestrebungen schließlich im Sommer 2003 im Sande.

Als kurze Zusammenfassung sei hier mein Handout zur Vorstellung des Konzeptes beim IATSO-Kongreß (Download - pdf) und schließlich das (vorläufige) Konzept (Download - pdf) angeführt. Die Motivation zur Vervollständigung desselben ist selbstverständlich mangels Aussicht auf Umsetzungsmöglichkeiten erlahmt. Bei Interesse an einer konzeptuellen oder ausführenden Zusammenarbeit bitte mich zu kontaktieren! Eine Verwendung der Ideen dieses Konzeptes hat dies zur Bedingung!